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Nachhaltigkeit in der Verpackungsindustrie: Ein Leitfaden für mittelständische Unternehmen

In der heutigen Geschäftswelt ist Nachhaltigkeit ein zentrales Thema, besonders in der Verpackungsindustrie. (Mittelständische) Unternehmen stehen vor der Herausforderung, ihre Prozesse umweltfreundlicher zu gestalten und gleichzeitig wettbewerbsfähig zu bleiben.


Dieser Artikel bietet einen umfassenden Leitfaden zur Implementierung nachhaltiger Praktiken in der Verpackungsindustrie, basierend auf den Inhalten eines Workshops der Professionals Academy.



Was bedeutet Nachhaltigkeit?

Der Begriff Nachhaltigkeit hat seinen Ursprung in der Forstwirtschaft des 18. Jahrhunderts. Dort beschrieb Nachhaltigkeit das Prinzip, nur so viel Holz aus dem Wald zu entnehmen, wie sich auf natürliche Weise wieder selbst regenieren kann.


Im modernen Kontext wird Nachhaltigkeit als eine Entwicklung verstanden, die die Bedürfnisse der Gegenwart erfüllt, ohne die Möglichkeiten zukünftiger Generationen zu gefährden. Bezogen auf wirtschaftliches Handeln, sollen erwirtschaftete Gewinne nicht nachträglich in Umwelt- und Sozialprojekte fließen, sondern direkt umwelt- und sozialverträglich erwirtschaftet werden. Volker Hauffs Definition aus dem Brundtland-Bericht von 1987 und Heidi Pufés Aussage von 2014 unterstreichen, dass Nachhaltigkeit nicht nur ökologische, sondern auch soziale und ökonomische Aspekte umfasst.



Grundkonzepte der Nachhaltigkeit

Doppelte Materialität

Die doppelte Materialität ist ein Kernkonzept der Nachhaltigkeit. Unternehmen müssen sowohl die Auswirkungen ihres Handelns auf die Umwelt und Gesellschaft (Inside-Out) als auch die Einflüsse externer Nachhaltigkeitsfaktoren auf ihr Geschäft (Outside-In) berücksichtigen. Diese Perspektive hilft Unternehmen, ihre Strategien umfassend zu gestalten und sowohl Chancen als auch Risiken zu identifizieren.





Triple Bottom Line

Ein weitverbreitetes Konzept zur Klassifizierung von Nachhaltigkeit ist die Triple Bottom Line. Diese umfasst drei Dimensionen:

  • Ökonomie: Langfristige wirtschaftliche Stabilität und Wachstum

  • Ökologie: Schutz und nachhaltige Nutzung von Ressourcen

  • Soziales: Gerechte Arbeitsbedingungen, Gesundheit und Sicherheit, Menschenrechte


Unternehmen können diese Klassifikation einsetzen, um sämtliche Teilaspekte der Nachhaltigkeit bei der Strategieentwicklung und der Bewertung von Maßnahmen im Blick zu behalten. So können Zielkonflikte zwischen ökonomischer, ökologischer und sozialer Nachhaltigkeit identifiziert und im besten Fall vermieden werden.


Trends und Herausforderungen

Regulatorische Anforderungen

Die Verpackungsindustrie steht vor wachsenden regulatorischen Anforderungen. Die EU-Verpackungsverordnung (PPWR) zielt beispielsweise auf die Reduktion von Einweg-Plastik und die Förderung von recyclingfähigen Materialien ab. Unternehmen müssen sich auf solche Änderungen vorbereiten und proaktiv Maßnahmen ergreifen, um den neuen Standards zu entsprechen.





Technologische Innovationen

Technologische Innovationen bieten zahlreiche Möglichkeiten zur Verbesserung der Nachhaltigkeit. Beispielsweise können erneuerbare Energien und energieeffiziente Produktionsmethoden den ökologischen Fußabdruck erheblich reduzieren. Auch die Digitalisierung und Automatisierung von Prozessen kann zur Effizienzsteigerung beitragen.


Marktanforderungen

Konsumenten und Geschäftspartner legen zunehmend Wert auf Nachhaltigkeit. Unternehmen, die nachhaltige Praktiken implementieren, können ihre Wettbewerbsfähigkeit steigern und neue Marktchancen erschließen. Die Zahlungsbereitschaft der Konsumenten für nachhaltige Produkte nimmt stetig zu, und viele Unternehmen fordern von ihren Lieferanten entsprechende Nachweise.



Entwicklung einer Nachhaltigkeitsstrategie

Materialitätsanalyse

Der erste Schritt zur Entwicklung einer Nachhaltigkeitsstrategie ist die Durchführung einer Materialitätsanalyse. Diese Analyse identifiziert und bewertet die wesentlichen Themen, die für das Unternehmen und seine Stakeholder relevant sind. Der Prozess umfasst:


  1. Verständnis der Zusammenhänge: Erfassen der relevanten Nachhaltigkeitsthemen.

  2. Identifikation der Auswirkungen, Risiken und Chancen: Bewertung der finanziellen und nicht-finanziellen Auswirkungen.

  3. Bewertung und Bestimmung wesentlicher Aspekte: Priorisierung der Themen nach ihrer Bedeutung.


Auf Basis der Materialitätsanalyse werden spezifische, messbare, erreichbare, relevante und zeitgebundene (SMART) Nachhaltigkeitsziele definiert.


Beispiele für solche Ziele könnten sein:

  • Reduktion der CO2-Emissionen um 50% bis 2030.

  • Erhöhung des Anteils an recycelbaren Materialien auf 80% bis 2025.


Um diese Ziele zu erreichen, müssen konkrete Maßnahmenpläne erstellt werden, die Verantwortlichkeiten und Zeitrahmen festlegen. Regelmäßige Überwachung und Anpassung dieser Maßnahmen sind entscheidend, um sicherzustellen, dass die Ziele erreicht werden.





Governance und Prozesse

Eine erfolgreiche Nachhaltigkeitsstrategie erfordert die Integration von Nachhaltigkeit in die Unternehmensstruktur.


Dies umfasst:

  • Governance: Entwicklung und Implementierung von Nachhaltigkeitsrichtlinien und -standards.

  • Prozesse: Anpassung der Geschäftsprozesse zur Unterstützung der Nachhaltigkeitsziele.

  • Kultur: Förderung einer Unternehmenskultur, die Nachhaltigkeit als zentralen Wert betrachtet.


Die Rolle der Unternehmenskultur

Eine langfristig gelingende Einbindung von Nachhaltigkeit in die Unternehmensprozesse und in die Governancestrukturen erfordert, dass das Thema Nachhaltigkeit fester Bestandteil der Unternehmenskultur ist. Führungskräfte spielen eine entscheidende Rolle dabei, diese Kultur zu fördern und vorzuleben. Sie können dem Thema Wichtigkeit verleihen und als Multiplikatoren auftreten.


Maßnahmen zur Förderung einer nachhaltigen Unternehmenskultur können sein:

  • Vorbildfunktion der Führungskräfte: Führungskräfte, die nachhaltiges Verhalten vorleben, setzen ein starkes Zeichen für die Belegschaft.

  • Einbindung der Mitarbeiter: Schaffung von Möglichkeiten für alle Mitarbeiter, sich an Nachhaltigkeitsinitiativen zu beteiligen

  • Belohnung nachhaltigen Verhaltens: Anerkennung und Belohnung von Mitarbeitern, die sich besonders für Nachhaltigkeit engagieren.


Kommunikation und Berichterstattung

Transparenz ist ein wesentlicher Bestandteil einer erfolgreichen Nachhaltigkeitsstrategie. Eine klare und konsistente interne und externe Kommunikation ist notwendig, um das Engagement des Unternehmens zu demonstrieren und das Vertrauen der Stakeholder zu gewinnen.


Ein wichtiges Tool für die Kommunikation sind Nachhaltigkeitsberichte. Durch die Anwendung von Standards wie den European Sustainability Reporting Standards (ESRS) und Verwendung von Frameworks wie den Sustainable Development Goals (SDGs) der Vereinten Nationen können Unternehmen ihre Erfolge, Herausforderungen und Ambitionen im Bezug auf Nachhaltigkeit transparent und glaubwürdig kommunizieren.





Praktische Ansätze zur Nachhaltigkeit

Effizienzsteigerung

Eine einfache Möglichkeit, nachhaltiger zu werden, ist die Steigerung der Ressourceneffizienz. Dies bedeutet, weniger Ressourcen für die gleiche Menge an Produkten zu verwenden.


Maßnahmen zur Effizienzsteigerung umfassen:

  • Optimierung der Produktionsprozesse: Reduktion von Abfall und Energieverbrauch.

  • Einsatz moderner Technologien: Nutzung energieeffizienter Maschinen und Anlagen.

  • Schulung der Mitarbeiter: Förderung eines nachhaltigen Verhaltens und effizienter Arbeitsmethoden.


Konsistenz

Konsistenz bezieht sich auf die Nutzung nachhaltiger Materialien und Prozesse. Dies kann durch den Einsatz von recycelten oder erneuerbaren Materialien sowie durch die Implementierung geschlossener Kreislaufsysteme erreicht werden.


Beispiele hierfür sind:

  • Verwendung von recyceltem Material: Einsatz von recyceltem Kunststoff oder Papier in der Produktion.

  • Einführung von Rücknahmesystemen: Förderung der Wiederverwendung und des Recyclings von Verpackungen.

  • Kooperation mit nachhaltigen Lieferanten: Auswahl von Lieferanten, die ebenfalls nachhaltige Praktiken anwenden.


Suffizienz

Suffizienz bedeutet, den Verbrauch von Ressourcen und Energie zu reduzieren. Dies kann durch bewussten Verzicht auf überflüssige Verpackungen und die Förderung nachhaltiger Konsummuster erreicht werden.


Maßnahmen zur Suffizienz umfassen:

  • Minimalistisches Verpackungsdesign: Reduktion auf das Notwendigste, um Material zu sparen.

  • Förderung von Mehrwegverpackungen: Angebot wiederverwendbarer Alternativen zu Einwegverpackungen.

  • Aufklärung der Verbraucher: Sensibilisierung der Kunden für nachhaltigen Konsum und die Vermeidung von Abfall.



Fazit: Nachhaltigkeit als Wettbewerbsvorteil


Für mittelständische Unternehmen der Verpackungsindustrie ist die Implementierung nachhaltiger Praktiken nicht nur eine Notwendigkeit, sondern auch eine Chance. Eine gut durchdachte und umgesetzte Nachhaltigkeitsstrategie kann nicht nur zur Erfüllung regulatorischer Anforderungen beitragen, sondern auch das Unternehmensimage verbessern, die Kundenzufriedenheit bestehender Kunden steigern, bei der Akquise neuer Kunden unterstützen und langfristig Kosten senken.


Indem Sie Nachhaltigkeit in den Mittelpunkt Ihrer Unternehmensstrategie stellen, können Sie einen positiven Beitrag zur Umwelt leisten und gleichzeitig Ihre Geschäftsziele erreichen. Beginnen Sie noch heute mit der Entwicklung Ihrer Nachhaltigkeitsstrategie und positionieren Sie Ihr Unternehmen für eine erfolgreiche, nachhaltige Zukunft. Mit diesen Maßnahmen und Ansätzen können Sie nicht nur die Anforderungen der heutigen Zeit erfüllen, sondern auch eine Vorreiterrolle in der Verpackungsindustrie einnehmen. Nachhaltigkeit ist kein Trend, sondern eine Notwendigkeit – und bietet enorme Chancen für diejenigen, die bereit sind, sie zu ergreifen.

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