Digitalisierung in der Wellpappbranche: Status quo, Chancen und Handlungsfelder
- ckuentzler
- 22. Apr.
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: vor 5 Tagen
Warum Digitalisierung jetzt auf die Agenda gehört
Die Digitalisierung bietet mittelständischen Wellpapp-Verarbeitern enorme Potenziale – nicht nur zur Effizienzsteigerung, sondern vor allem zur Zukunftssicherung in einem zunehmend wettbewerbsintensiven Markt. Prozesse lassen sich verschlanken, Daten transparenter nutzen, Kundenbeziehungen verbessern und neue Geschäftsmodelle erschließen. Gleichzeitig erwarten Kunden, Lieferanten und Partner eine immer höhere Reaktionsgeschwindigkeit und digitale Anschlussfähigkeit. Unternehmen, die jetzt in digitale Technologien und Strategien investieren, verschaffen sich einen echten Wettbewerbsvorteil – nicht nur durch bessere Prozesse, sondern auch durch mehr Flexibilität gegenüber künftigen Veränderungen im Markt. So schaffen es mittelständische Wellpappen-Verarbeiter durch Digitalisierung die Kernpfeiler ihres Wettbewerbsvorteils auf die nächste Stufe zu heben: Flexibilität und Geschwindigkeit.
Dennoch zeigen aktuelle Umfrageergebnisse aus dem neuen „Arbeitskreis Digitalisierung“ der Professionals Academy: Die digitale Transformation steckt bei vielen Unternehmen der Branche noch in den Kinderschuhen. Während das Interesse an neuen Lösungen und Innovationen groß ist, fehlen oft Erfahrungswerte, klare Strategien oder einfach die Zeit, sich systematisch mit dem Thema zu befassen. Genau hier setzt die gemeinsame Plattform an, um Orientierung, Austausch und konkrete Unterstützung zu ermöglichen.
Potenzielle Hebel der Digitalisierung
Insbesondere in direkten Unternehmensbereichen wie Produktion und Logistik kann Digitalisierung messbare Vorteile bringen: Die Automatisierung von Abläufen, der Einsatz vernetzter Maschinen (Stichwort Industrie 4.0) oder digital gestützte Planungs- und Steuerungstools reduzieren Fehler, erhöhen die Auslastung und beschleunigen Abläufe. Hier geht es nicht nur um technische Modernisierung, sondern auch um verbesserte Datennutzung – etwa zur vorausschauenden Instandhaltung oder zur transparenten Nachverfolgung von Aufträgen. Der Einsatz digitaler Lösungen bedeutet hier echten Mehrwert für Unternehmen. So schätzt das Beratungsunternehmen McKinsey zum Beispiel, dass Unternehmen im Bereich Instandhaltung durch den Einsatz smarter Sensor- und Analysetechniken ihre Wartungskosten um bis zu 40% reduzieren können, während gleichzeitig Stillstandszeiten um bis zu 50% reduziert werden und die Lebensdauer der Anlagen verlängert wird. [1]
Aber auch indirekte Bereiche wie Vertrieb, Einkauf, Personalwesen oder Buchhaltung profitieren zunehmend von digitalen Tools: Moderne ERP-Systeme, digitale Workflows oder cloudbasierte Plattformen schaffen Transparenz, reduzieren manuelle Tätigkeiten und erleichtern standortübergreifendes Arbeiten. Besonders angesichts des zunehmenden Fachkräftemangels eröffnen digitale Lösungen hier die Möglichkeit, vorhandene Ressourcen gezielter einzusetzen und Mitarbeitende von Routineaufgaben zu entlasten. Mercateo hat in Zusammenarbeit mit der HTWK Leipzig ermittelt, dass die Prozesskosten eines digitalisierten Einkaufsprozesses um bis zu 50% geringer sind als die eines manuellen Einkaufsprozesses. Diese Reduktion wird vor allem durch Zeitersparnisse in allen Phasen des Purchase-to-Pay-Prozesses getrieben. [2] Im Rechnungswesen sehen Unternehmen insbesondere bei transaktionalen Prozessen wie der Verbuchung von Eingangsrechnungen hohes Potenzial durch den Einsatz von KI, sowohl im Hinblick auf Kosten- und Zeiteinsparungen als auch auf Qualitätssteigerungen. Die meisten Befragten einer Studie von KMPG, die bereits heute KI im Rechnungswesen einsetzen, gaben an, kurzfristig vor allem Zeitersparnisse im Tagesgeschäft zu haben (49% der Befragten), während mittelfristig vor allem Qualitätssteigerungen gesehen werden (59% der Befragten). [3]
Wie hoch ist der aktuelle Reifegrad?
Eine anonyme Umfrage unter den Mitgliedsunternehmen des neuen Arbeitskreises „Digitalisierung“ zeigt: Der durchschnittliche Reifegrad (blaue Balken) über alle befragten Digitalisierungs-Themenbereiche hinweg bei etwa 2,2 auf einer Skala von 1 (= „Anfänger“) bis 5 (= „Vorreiter“) – das entspricht dem Status zwischen „experimentierfreudig“ und „Fortgeschritten“ (siehe Grafik).

Besonders niedrig ist die Einschätzung des Reifegrads in zwei Bereichen, die wiederum die im Folgenden genannten Unterthemen beinhalten:
Datenanalyse, Künstliche Intelligenz:
Big Data Analytics und Business Intelligence
Anwendung von Large Language Models (und darauf basierende Technologien)
Vorhersagemodelle und Automatisierung (u.a. durch Machine Learning)
Spezifische Zukunftstechnologien:
Internet of Things (IoT) und Industrie 4.0
Augmented Reality (AR) und Virtual Reality (VR)
Relativ hoch hingegen ist der Reifegrad bei:
Kommunikation und Zusammenarbeit:
Collaboration-Tools, wie Microsoft Teams, Slack, …
Mobile Anwendungen
Cybersecurity und Datenschutz:
IT-Sicherheit
Compliance und Datenschutz
Großes Interesse – aber auch große Herausforderungen
Erfreulich ist: Das Interesse an einem Austausch und Input durch Experten zu ausgewählten Themen ist relativ hoch – in nahezu allen Themenbereichen. In fünf der sechs Themenbereichen besteht mittleres bis hohes Interesse für weitere Schritte im Rahmen des Arbeitskreises:
Prozessdigitalisierung (indirekter Bereich)
Kommunikation und Zusammenarbeit
Datenanalyse, Künstliche Intelligenz
Cybersecurity und Datenschutz
Spezifische Zukunftstechnologien
Gerade in der Datenanalyse und dem Einsatz künstlicher Intelligenz sehen die Teilnehmer großes Potenzial und haben hohes Interesse daran, die Möglichkeiten, die diese Technologien bieten, weiter kennenzulernen und gewinnbringend zu nutzen.
Das zeigt: Die Unternehmen wollen mehr – aber häufig fehlen Standards, Ressourcen oder der richtige Einstiegspunkt.
Eine weitere Untersuchung unter den Teilnehmern zeigt, dass die Softwarelandschaft über alle Unternehmensbereiche hinweg äußerst heterogen ist – kaum zwei Unternehmen setzen die gleichen Systeme in denselben Bereichen ein. Besonders stark fragmentiert zeigt sich dies im Vertrieb, der Lagerhaltung und der Produktionsplanung. Dies schwächt unsere Position als Unternehmen der wellpappenverarbeitenden Industrie gegenüber den Softwareanbietern und dem Wettbewerb. Wir verlieren hier wichtige Synergieeffekte, die der Einsatz spezialisierter und auf unsere Branche angepasste Softwarelösungen bietet. Durch gemeinsame Lösungen können wir die Kosten für jeden einzelnen Verarbeiter senken, Effizienz erhöhen und auf stabile, verlässliche und nachhaltige Softwarelösungen setzen.
Digitalisierung braucht Austausch – und Mut zur Lücke
Die Professionals Academy hat den Arbeitskreis Digitalisierung ins Leben gerufen, um diesen Bedarf aufzugreifen und Unternehmen strukturiert beim digitalen Wandel zu begleiten. Ziel ist ein offener, praxisorientierter Austausch zu konkreten Herausforderungen, Best Practices und Lösungen.
Fazit: Jetzt ist der richtige Zeitpunkt
Digitalisierung ist kein optionales Zukunftsthema mehr, sondern bereits heute ein entscheidender Wettbewerbsfaktor für mittelständische Unternehmen der Wellpappenbranche. Die Umfrageergebnisse machen deutlich: Der Weg hat begonnen, aber es bleibt viel zu tun. Der Einzug von künstlicher Intelligenz in potentiell jeden digitalen Prozess der Unternehmenssteuerung wird zu einem transformativen case.
Wer jetzt handelt, sich vernetzt und gezielt in digitale Lösungen investiert, kann Prozesse optimieren, Kosten senken und die eigene Reaktionsfähigkeit deutlich steigern.
Lust auf Austausch, Inspiration und konkreten Mehrwert?
Der aktuelle Reifegrad zeigt: Viele Unternehmen stehen noch am Anfang – aber das Interesse ist groß. Genau hier setzt der Arbeitskreis Digitalisierung an: als Plattform für Austausch, Orientierung und gemeinsames Vorankommen. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, die Potenziale zu heben und den Wandel aktiv zu gestalten.
Im Arbeitskreis Digitalisierung treffen sich regelmäßig Unternehmen aus der Wellpappenbranche, um Erfahrungen zu teilen, Einblicke in laufende Digitalisierungsprojekte zu geben und gemeinsam an Lösungen zu arbeiten. Ob Best Practices zur Softwareauswahl, Learnings aus der Projektumsetzung oder konkrete Empfehlungen zu Tools und Partnern – der kollegiale Austausch spart Zeit, vermeidet Fehler und beschleunigt Fortschritt. Mach auch Du mit – und gestalte die digitale Zukunft Deiner Organisation aktiv mit!
[1] https://www.mckinsey.com/~/media/McKinsey/Industries/Technology%20Media%20and%20Telecommunications/High%20Tech/Our%20Insights/The%20 Internet%20of%20Things%20The%20value%20of%20digitizing%20the%20physical%20world/The-Internet-of-things-Mapping-the-value-beyond-the-hype.pdf?userVariant=